Der Darm ist viel mehr als ein Verdauungsorgan – er spielt eine Schlüsselrolle für unsere Gesundheit.
Loslassen
Gern – aber wie? Und warum eigentlich?

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Die Formulierung hat Karriere gemacht: Lass los, sagen wir anderen und gelegentlich auch uns selbst, wenn etwas schwierig, aussichtslos, bedrückend erscheint. Ungute Gewohnheiten, destruktive Beziehungen, negative Glaubenssätze, Ideale, Vorstellungen, Einstellungen, Dinge, praktisch alles, was nervt oder uns blockiert. Loslassen – und fertig. Schöne Sache. Wenn es doch nur so einfach wäre! Wir haben mit einer Mentaltrainerin und einem Diplom-Psychologen gesprochen, um dem tieferen Sinn des trendigen Psycho-Sprechs, seiner Wirkung und Bedeutung sowie der Frage auf den Grund zu gehen, wie das denn geht, dieses Loslassen.
„Es ist das Gegenteil von dem, was die meisten Menschen glauben“, sagt Melanie Pignitter, Mentaltrainerin, Bloggerin und Bestsellerautorin aus Wien. „Sie glauben, etwas loszulassen bedeutet, es loszuwerden. Dass die Dinge verschwinden, die wir nicht haben wollen. So einfach ist es nicht. Denn loslassen bedeutet vor allem auch Akzeptanz.“
Das setzt voraus, dass wir uns dem Fluss des Lebens anvertrauen. „Wir neigen dazu, die Dinge auf eine bestimmte Weise haben zu wollen und dann verkeilen wir uns“, so Melanie Pignitter. „Wenn wir einen Tischler beauftragen, einen Kleiderschrank zu bauen, sitzen wir auch nicht die ganze Zeit daneben und sagen ihm, wo er den Nagel und das Scharnier setzen soll. Das können wir bei anderen Dingen nicht so gut, wir glauben, dieser Weg und kein anderer führt zu meinem Ziel und meinem Lebensglück. Wenn wir uns darauf versteifen und dem Leben nicht die Kreativität lassen, uns zu unserem Glück zu führen, verpassen wir oft Chancen.“
Ein Beispiel: Der Partner trennt sich, wir denken, die Welt geht unter. Doch später in der Rückschau erkennen wir, dass das vermeintliche Unglück ein Glücksfall war: Beruflich haben wir richtig Vollgas gegeben und dabei auch noch den perfekten Partner getroffen. Alles gut!
Doch Vertrauen ins Leben zu fassen, fällt nicht jedem / r so leicht. Dann, so die Expertin, ist es erforderlich, aktive Veränderungsarbeit in drei Schritten zu betreiben.

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1. Mein Verhalten verstehen: Warum tue ich das? Welches Gute hat dieses Verhalten? „Wenn ich zum Beispiel an einem Partner festhalte, der mich betrügt, dann gibt er mir vermutlich etwas, was mir wichtig ist. Er schenkt mir vielleicht schöne Wochenenden zuzweit, oder ein Gefühl von Sicherheit, ein Zuhause. So verstehen wir, warum wir etwas festhalten möchten.“
2. Rational arbeiten: Hat es mehr Vorteile oder mehr Nachteile, wenn ich so weitermache wie bisher? Schreiben Sie alles auf, was Ihnen dazu einfällt. „Dabei zeigt sich relativ schnell, dass der Gewinn überwiegt, wenn ich loslasse. Das hilft meistens schon, ein Verhalten, eine Überzeugung oder Gewohnheit loszulassen.“
3. Glaubenssätze auflösen: Unbewusst suchen wir stets nach Beweisen für unsere Glaubenssätze. Wer zum Beispiel daran glaubt, nicht gut genug zu sein, nimmt alles, was diese Überzeugung bestätigt, viel deutlicher wahr als alles andere: Der Nachbar grüßt mich nicht. Im Job lobt mich niemand. „Das können wir verändern, indem wir den Satz umkehren: Ich bin gut genug! Wenn ich jetzt abends in Bett gehe, frage ich mich: Welche Beweise gab es heute, die bestätigen, dass ich gut genug bin? Wenn man das eine Zeitlang macht, kann man diese negativen Glaubenssätze auflösen.“ (weitere Schritte zur Veränderungsarbeit, s. auch Buchtipp)
Loslassen: körperliche, emotionale, psychische Auswirkungen
Gelingt es uns, loszulassen, können wir das sogar körperlich spüren. „Glaubenssätze, die Stress machen, oder automatische Reaktionsmuster verursachen körperliche Anspannung und innere Unruhe, und wenn man da loslässt, bewirkt das eine Entspannung, Expansion und eine größere Leichtigkeit“, erklärt Christof Langholf, Diplom-Psychologe mit eigener Praxis in Hildesheim. Er arbeitet seit vielen Jahren mit dem sogenannten Releasing (s. Buchtipp), einer Methode, überkommene Überzeugungen, Reaktionsmuster und Glaubenssätze zu identifizieren und dem Unterbewusstsein mit einer speziellen Formulierung eine Alternative anzubieten. In der Regel fühlt man sich danach wie befreit.
Ist das nicht der Fall, können wir sicher sein, dass etwas in der Tiefe unseres Seins sich weigert, loszulassen. „Muster und Überzeugungen, an denen wir hartnäckig festhalten, haben in der Vergangenheit unser emotionales oder auch körperliches Überleben oder unsere Zugehörigkeit zu den Menschen gesichert, von denen wir abhängig waren“, so Langholf.
„Im Kern sind es also Bewältigungsstrategien, die so tief in uns eingeprägt sind, dass unser Gehirn immer wieder darauf zurückgreift, auch wenn sie uns in der Gegenwart nicht mehr dienen.“ Dann ist es hilfreich, sich bewusst zu machen, in welchen vergangenen Erfahrungen diese Glaubenssätze entstanden sind und warum Verhaltensmuster, mit denen wir uns heute selbst im Weg stehen, fü runser „jüngeres Ich“ einmal wichtig waren. Auf diese Weise können wir leichter erkennen, dass sie in die Vergangenheit gehören und innerlich bereit werden, sie nun loszulassen.
Doch was ist mit meinem Auto, meinem Haus, meinem Pferd, die Dinge, auf die wir stolz sind? „Generell spricht ja nichts dagegen, all die Fülle dankbar zu genießen, die uns geschenkt ist. Doch häufig halten Menschen auch dann an äußeren Dingen und an Situationen, die mal gut waren, fest, obwohl die Erfüllung im Hier und Jetzt vielleicht ganz woanders liegt“, so Christof Langholf.
Wo das sein könnte, zeigt sich, wenn wir anfangen, loszulassen. Schicht um Schicht, Stück für Stück und Muster für Muster.
„Wenn du etwas loslässt, bist du ein wenig glücklicher. Wenn du viel loslässt, bist du viel glücklicher. Wenn du ganz loslässt, bist du frei.“
Ajahn Chah (1918 - 1992, buddhistischer Mönch)
Fünf-Minuten-Releasing – So geht's!
Mit dieser Methode können wir alles loslassen, was uns nicht mehr dient.
- Zunächst beantworten wir schriftlich drei Fragen: Was möchte ich heilen, verändern oder lösen? Das Thema könnte zum Beispiel die eigene Erschöpfung und die damit verbundene Angst sein, auszubrennen.
- Als Nächstes fragen Sie sich: Was (in Bezug auf das Thema) möchte ich in Zukunft nicht mehr erleben? Was möchte ich stattdessen erleben?
- Dann beginnt das Fein-Tuning:
Um leichter loszulassen, beantworten wir uns schriftlich die Fragen: Was möchte ich heilen, verändern oder lösen?

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- Welche meiner Glaubenssätze und Überzeugungen unterstützen den Zustand?
Zum Beispiel: Ich muss ständig arbeiten und darf mir keine Pause gönnen. Jetzt sagen Sie laut: Ich lasse los die Überzeugung, ständig arbeiten zu müssen und mir keine Pause gönnen zu dürfen. - Untersuchen Sie nun, welche Gefühle Sie im Zusammenhang mit dem Thema erleben.
Zum Beispiel: Sie fühlen sich unter Druck und gestresst. Sagen Sie laut: Ich lasse los den Druck und den Stress. - Welche Ängste erleben Sie in Bezug auf das Thema?
Zum Beispiel: Die Angst, die Anerkennung von anderen zu verlieren, weil sie mich für faul halten könnten. Dann lautet der Satz: Ich lasse los die Angst, dass ich die Anerkennung von den anderen verlieren könnte, weil sie mich für faul halten. - Welche Verhaltensmuster halten den Zustand aufrecht?
Zum Beispiel: Ich muss alles selbst machen, damit es was wird. Sagen Sie laut: Ich lasse los die Überzeugung, alles selbst machen zu müssen, damit es gelingt. - Welche Nachteile befürchten Sie, wenn Sie sich anders verhalten?
Zum Beispiel: Sie fürchten, nichts mit sich anfangen zu können, wenn Sie mehr Zeit haben. Sagen Sie laut: Ich lasse los die Überzeugung, nichts mit mir anfangen zu können, wenn ich weniger arbeite. - Finden sie einen hilfreichen Gegengedanken und sprechen sie ihn aus:
Ich schenke mir Ruhe und Erholung. Ich öffne mich dafür, meine freie Zeit mit Aktivitäten zu füllen, die mir Freude und Kraft geben. Häufig bewirkt diese kurze Intervention eine tiefgehende Veränderung. Die Autorin hat es ausprobiert und kann es bestätigen. Gelingt es uns jedoch nicht, bestimmte Reaktions- oder Glaubensmuster loszulassen, brauchen wir Unterstützung.
„Loslassen bedeutet, dass wir die Verbindung mit dem, was uns festhält, abbrechen. Es ist nicht die Situation oder die Person selbst, die uns festhält – auch wenn wir das oft denken – ,sondern unsere eigene Verbundenheit damit.“
Deepak Chopra (*1946, Internist, Endokrinologe, Autor von Büchern über Spiritualität, alternative Medizin und Ayruveda)
Zum Weiterlesen

Noch mehr Tipps von Melanie Pignitter finden Sie in ihrem Buch: Federleicht. Wie du loslässt und ein befreites und erfülltes Leben führst. Kindle, 9,99 Euro

Weitere Tipps von Christof Langholf finden Sie in seinem Buch: „Ich lasse los“, Sich-Verlag,19,05 Euro sowie auf seiner Website: www.irelease.de
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Autorin: Karin Stahlhut