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Die Kraft der Kräuter

Lavendel, Johanniskraut & Baldrian

© dima_pics / Sunnydays / Alexander Raths /stock.adobe.com

Pflanzenwissen ist traditionelles Wissen, das sich auch in der ärztlichen und psychotherapeutischen Praxis bewährt. In dieser Folge der Pflanzenheilkunde stellen wir drei Kräuter vor, die stimmungsaufhellend und ausgleichend auf die Psyche sowie das Nervensystem wirken. Jede lindert auf ganz eigene Weise Unruhe, Stimmungstiefs und Schlafstörungen – ohne abhängig zu machen oder an Wirkung zu verlieren. Für Krisenzeiten und Entspannung im Alltag.

Lavendel – lila Blüten für tiefen Schlummer

Der Duft des Lavendels berührt seit der Antike die Sinne. Als Blume der Medizin wurde sie im Mittelalter gegen Ängste und zur Beruhigung verwendet

  • Hier findet man es: Lavendelfelder haben die Provence berühmt gemacht. Aber nicht nur in Frankreich gedeiht der Echte Lavendel, weitere Hauptlieferanten für Beauty- oder medizinische Produkte sind Spanien und Osteuropa. Und natürlich findet man Lavendel in vielen heimischen Gärten.
  • Wann und was ernten: Verwendet werden die jungen Blätter und vor allem die Blüten. Dabei sollte etwa die Hälfte der Blüten geöffnet sein. Zum Trocknen die zusammengebundenen Stengel mit den Blüten nach unten aufhängen.
  • Das wirkt: Vor allem das ätherische Öl und die Blüte im Ganzen lindern Symptome wie Ruhelosigkeit.
  • Das sagen Wissenschaft und Volksmedizin: Besonders die angstlösende Wirkung ist durch Studien gut belegt. Lavendel wird außerdem empfohlen für eine Behandlung gegen Schlafstörungen, bei nervösem Magen und als Balneotherapie bei funktionellen Kreislaufproblemen. Weitere Eigenschaften: entzündungshemmend, antibakteriell.
  • Wann sinnvoll: Vor allem bei Stress, Unruhe und Grübelattacken, die den Schlaf rauben.
  • So anwenden: Die Möglichkeiten sind vielfältig. Man kann die getrockneten oder frischen Blüten verwenden, die jungen Blätter sind toll zum Backen und Kochen. Das ätherische Öl ist ideal für Inhalationen, als Badezusatz oder in Kräuterkissen – also für die Aromatherapie. Beliebt ist Lavendel auch als Zusatz in Cremes. Konzentrate und Öle sind nicht für Schwangere und Kleinkinder geeignet.

© Sunnydays / stock.adobe.com

Johanniskraut – bei trüben Gedanken

Die Heilpflanze des Jahres 2019 ist ein natürliches Antidepressivum, wiederentdecktes Wundheilmittel und empfehlenswert bei trockener Haut

  • Hier findet man es: Ursprünglich wuchts das Echte Johanniskraut wild an sonnigen Standorten in Europa, Asien sowie in Teilen Afrikas. Man findet es auch bei uns in vielen Gärten oder Brachen.
  • Wann und was ernten: Beste Sammelzeit für das blühende Kraut ist nahe dem Johannistag Mitte bis Ende Juni. Gesammelt wird das blühende Kraut.
  • Das wirkt: Entscheidende Inhaltsstoffe sind unter anderem Hyperforin, Hypericin und Flavonoide.
  • Das sagen Wissenschaft und Volksmedizin: Sehr gut belegt ist die Wirkung gegen leichte bis mittlere Depressionen.
  • Wann sinnvoll: Bei nervösen Unruhe- und Angstzuständen, Schlafstörungen, Traurigkeit sowie bei leichten bis mittelschweren depressiven Episoden. Äußerlich bei Muskelschmerzen, leichten Verbrennungen, Sonnenbrand, Verletzungen und trockener Haut.
  • So anwenden: Zerquetscht man die gelben Blüten, bekommt man einen roten Blütensaft – mit Ölen vermischt wird er zum bekannten Rotöl. Das ist gut zum äußerlichen Auftragen bei Sonnenbrand, kleineren Hautabschürfungen oder zum Einmassieren bei Muskelverspannungen sowie Muskelkater. Als Salbe auch bei trockener Haut. Stimmungsaufhellend ist Johanniskrauttee, am besten zwei bis dreimal am Tag eine Tasse Tee trinken (nicht mit kochend heißem Wasser aufgießen, dann verliert er an Wirkung). Gegen Depressionen sind nur Fertigpräparate sinnvoll.

© Alexander Raths / stock.adobe.com

Baldrian – natürlich zur Ruhe kommen

Die hübsch blühende Pflanze erlebt als medizinische
Droge eine Renaissance. Es gibt mehrere Hundert unterschiedliche
Arten auf der Welt, verwendet werden soll nur der europäische Baldrian

  • Hier findet man es: In vielen Gärten und öffentlichen Parkanlagen bezaubern veredelte Baldrianblüten Pflanzenfreunde. Der Echte Baldrian ist von Europa bis zum Ural verbreitet.
  • Wann und was ernsten: Verarbeitet wird die Wurzel des Baldrians. Der Erntezeitpunkt liegt nach der Blüte im Herbst. Vorteilhaft ist es, die Wurzeln bei trockener Witterung auszugraben.
  • Das wirkt: Der Mix machts, vor allem aber dem Baldrianöl schreibt man die beruhigende, muskelentspannende, angstlindernde und schlaffördernde Wirkung zu.
  • Das sagen Wissenschaft und Volksmedizin: In der Volksmedizin gehört Baldrian zu den ältesten Rezepturen der Kräuterapotheke. Viele Studien belegen die beruhigende Wirkung auf die Psyche, sie ist vergleichbar mit synthetischen Schlafmitteln – ohne die schädlichen Nebenwirkungen. Da es nicht direkt auf das zentrale Nervensystem wirkt, sondern die für die Unruhe zuständigen, signalgebenden Neurotransmitter hemmt.
  • Wann sinnvoll: Bei Einschlaf- und Durchschlafstörungen, innerer Unruhe und Krämpfen. Achtung: Alkohol kann die dämpfende Wirkung verstärken. Nicht geeignet bei Schwangerschaft, Stillzeit, für Kinder unter 12 Jahren und bei Hypersensibilität.
  • So anwenden: Die zerkleinerte Wurzel kann in Tees oder als Extrakt angewendet werden. Die vollständige therapeutische Wirkung entfaltet sich erst nach 2–4 Wochen.

© dima_pics / stock.adobe.com

Quelle unserer Heilkräuter-Porträts ist das gerade erschienene Buch: „Selbst heilen mit Kräutern. Pflanzenheilkunde für zu Hause“ von Prof. Dietrich und Friederike Grönemeyer. 

Mit vielen Tipps und Rezepten, wie Heilpflanzen in Eigenregie angewendet werden können.

 Becker Joest Volk Verlag, 29,95 Euro.

Sie möchten Kräuter selber sammeln, vergessen aber immer wieder, wann der richtige Zeitpunkt für die Blätter, Blüten oder Wurzeln verschiedener Heilpflanzen ist? Schauen Sie einfach in unserem Ewigen Kräuterkalender nach!

Autor:in: Redaktion