Warum wir Bitterstoffe brauchen
Bitter in Maßen sehr empfehlenswert
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Süß ist lecker und süß macht Lust auf mehr. Das hat seinen Grund, denn schon unsere Vorfahren wussten, wenn etwas süß schmeckt, ist es nicht giftig. Bitter hingegen warnt uns: Vorsicht ungenießbar, diese Pflanze enthält Giftstoffe oder ist verdorben. Und doch sind bestimmte Bitterstoffe in Maßen durchaus empfehlenswert!
Sie sind richtige Allrounder. Rund 250 Pflanzen mit bitteren Anteilen finden eine medizinische, naturheilkundliche Anwendung oder stecken als Inhaltsstoff in Medikamenten. Mit Grund: Wir haben in fast allen Bereichen unseres Körpers – bis hinein in die Lunge – Rezeptoren für Bitterstoffe. Vor allem sind Bitterstoffe dafür bekannt, zu einer normalen Darmtätigkeit beizutragen. Sie machen das Essen verträglicher, fördern den Speichelfluss und die Sekretion von Verdauungssäften. Auch gilt das bittere Aroma als Appetitzügler. Bitterstoffe helfen auf zweierlei Art, Übergewicht abzubauen. Der bittere Geschmack kann den Heißhunger auf Süßes senken und den Fettstoffwechsel anregen. In einer Studie der Universität in New Jersey belegte die Ernährungswissenschaftlerin Gretchen Goldstein, dass Bitterschmeckendes einen regulierenden Effekt auf das Sättigungsgefühl und die Verdauungsprozesse hat. Hirnforscher:innen erklären dies mit dem Warnsignal aus Urzeiten: Bitter sollte nur in Maßen gegessen werden, also bremste das Gehirn die Lust aufs Essen und beschleunigte den Abbau, die Darmtätigkeit. Wofür sind Bitterstoffe denn genau gut?
Abnehmen ohne Stress?
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Bei den Gemüsesorten empfehlen sich Artischocken, Brokkoli, Rosenkohl, Aubergine, Fenchel, grüne Paprika, Kohl und Radieschen. Auch gut: Salate wie Rucola, Radicchio, Chicorée, Frisée. Beim Obst sind es vor allem Grapefruit, Pomelo oder Kumquat. Bei vielen Obst- und Gemüsesorten, vor allem aus der konventionellen Landwirtschaft, wurde allerdings der bittere Geschmack komplett herausgezüchtet. Dabei weiß jede / r gute Koch / Köchin, dass ein gelungenes Gericht immer alle Geschmackssinne anspricht – und dazu gehört neben süß, sauer, salzig eben auch bitter. Deshalb lohnt es, auf alte Obst- und Gemüsesorten zu achten, Extrakte oder auch Wildkräuter sowie natives Olivenöl in der Küche zu verwenden. Wie kann ich Bitterstoffe in meinen Speiseplan integrieren?
Tatsächlich kann man sich an den Geschmack gewöhnen, indem man jeden Tag etwas Bitteres den Speisen zufügt. Das können auch Gewürze sein, die für viele gar nicht so bitter schmecken wie Ingwer, Bockshornklee, Salbei, Rosmarin, Basilikum, Liebstöckl oder Curcuma. Bei Wildkräutern reichen oft schon kleine Mengen. Voraussetzung für die Verwendung ist, dass Sie das Kraut sicher bestimmen können. Einfach zu erkennen sind etwa Gänseblümchen, Schafgarbe oder Löwenzahn. Ein paar Blätter von der Pflanze oder beim Gänseblümchen die Blüte abzupfen, waschen und als besondere Note über Pasta oder im Salat verwenden. Kleines Plus des Löwenzahns: Der hohe Anteil an Bitterstoffen unterstützt die Lebertätigkeit und wirkt günstig auf den Cholesterinspiegel. Tipp von Wildkräuterexpertin Astrid Schmitt-Dossou von der Akademie Gesundes Leben in Oberursel: „Man kann Löwenzahn als Aperitif 20 Minuten vor der Mahlzeit einnehmen, oder als Digestif hinterher, wenn man es vergessen hat. Für eine Unterstützung der Leber reichen zwei, drei gut zerkaute Blätter. “Am allerbittersten ist übrigens Wermut. Das Kraut verwendete schon Hildegard von Bingen bei hartnäckigen Magenbeschwerden und lobte ihr mit Wermutkräutern aufbereitetes Getränk als „Meistertrank gegen alle Erschöpfungen“. Extrakte aus der bitteren Schleifenblume und Kamille helfen auch bei Sodbrennen und der Refluxkrankheit.Bitter ist gesund, aber es schmeckt unangenehm. Was hilft da?
Welche Wildkräuter kann ich verwenden?
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Bitterstoffe binden überschüssige Säure und helfen dem Körper, eine gesunde Säure-Basen-Balance zu halten. Die Biologin und Dozentin an der Akademie für gesundes Leben in Oberursel, Dr. Heidi Braunewell, ergänzt: „Alle basischen Tees, alle Kräutertees sind gut, weil sie immer ein kleines Quäntchen an Bitterstoffen enthalten.“ Und sie führt weiter aus: „Sie unterstützen die Verdauung, indem sie die Zerlegung der Nahrung in ihre einzelnen Bestandteile fördern und damit auch die Aufnahme aus dem Speisebrei erleichtern.“ Bei Zucchini: Wenn das Gemüse (meist aus dem eigenen Garten) bitter schmeckt, deutet es auf giftige und hitzebeständige Cucurbitacine hin. Ähnliches gilt für alle Kürbisgewächse wie Gurken, Melonen und eben Kürbisse. Ebenso für Aprikosenkerne.Was können Bitterstoffe noch?
Wann ist Vorsicht geboten?
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„Von der Pflanze zur Abwehr von Fraßfeinden produziert, aktivieren sie beim Menschen die Produktion von Sekreten wie Galle, Magensäure oder Speichel sowie die Peristaltik (Muskeltätigkeit, Anm. d. Red.). Die potenzielle Heilwirkung entfaltet sich bei Druck im Bauchraum sowie Völlegefühl .Und Bitterstoffe wirken anregend auf das vegetative Nervensystem. Heilpflanzen, die Bitterstoffe beinhalten, sind beispielsweise Schafgarbe, Salbei und Spitzwegerich.“ Prof. Dietrich Grönemeyer (Autor von „Selbst heilen mit Kräutern“) über die besondere Wirkung von Bitterstoffen.Die besondere Wirkung von Bitterstoffen
Autor:in: Redaktion