Kompass für die Seele
Wissenschaftsautor Bas Kast über Wege zu innerer Stärke
© Johner Images / gettyimages.de
Fünf Jahre nach seinem Bestseller „Der Ernährungskompass“ hat Bas Kast einen „Kompass für die Seele“ geschrieben. Wieder gestützt auf neueste wissenschaftliche Studien, als eine Art Anleitung zu einer resilienten Psyche. Er ermutigt dazu, die psychische Gesundheit selbst in die Hand zu nehmen und zeigt dafür ganz unterschiedliche Wege auf.
Vor allem erklärt Kast, warum uns diese Strategien guttun, was Sie in unserem Körper und unserer Psyche auslösen: bewährte Strategien wie Bewegung, gesunde Ernährung, Naturerfahrungen, guter Schlaf. Und sehr ausführlich das Meditieren, wozu uns der Autor überzeugend rät. Auch die stoische Lebenskunst stellt er vor und das Konzept Hormesis: den Körper wohldosiert stressen - etwa durch Fasten, kalt Duschen, einen Saunagang.
Wissenschaft freundlich erklärt
Bas Kast hat Psychologie und Biologie studiert und wollte zunächst Hirnforscher werden. Das merkt man dem Buch an. Die Beschreibungen der komplexen Wirkungen auf das Gehirn tragen sehr zum Verständnis der Mechanismen bei. Aber der Autor hat nicht nur wissenschaftlich recherchiert, sondern auch seine eigenen Erfahrungen mit eingebracht, und der „Kompass für die Seele“ liest sich angenehm freundlich.
Herr Kast, ist es überhaupt möglich, dauerhaft einen positiven Gemütszustand zu erreichen?
Bas Kast: Natürlich gibt es immer Rückschläge, Phasen der Trauer, das Leben ist ja kein Märchen. Es ist aber nicht schlimm, auch mal traurig oder deprimiert oder lustlos oder etwas in der Art zu sein, das gehört zum Leben dazu. Schlimm wird das eigentlich nur, wenn man nicht mehr aus der Trauer herausfindet. Darum geht es mir, und viele Strategien und Techniken, die ich in meinem Buch beschreibe, zielen genau darauf ab: Die seelische Resilienz so zu stärken, dass man sich von den zwangsläufigen Rückschlägen des Lebens nicht unterkriegen lässt.
Sie beschreiben in Ihrem Buch, wie äußere Faktoren auf das Gehirn und die Psyche wirken - zum Beispiel ein Mangel an Nährstoffen, Bewegung , Schlaf , Sonnenlicht - und auch innere Faktoren, wie tiefsitzende Glaubenssätze. Wie finde ich für mich heraus, wo ich am besten ansetzen sollte?
Da geht es darum, auch ein bisschen in sich hineinzuhören und zu schauen, was zu mir passt. Das kann auch von Lebensphase zu Lebensphase unterschiedlich sein. Mich hat Ernährung jahrzehntelang nicht interessiert - bis ich den Preis für meine Junkfoodliebe gezahlt habe. Da entstand eine Öffnung in mir, die innere Bereitschaft für Veränderung. Später wurde mir bewusst, wie wichtig Bewegung gerade im Alter ist. Es ist das beste Anti-Aging-Mittel schlechthin! Unterschiedliche Lebensphasen bringen unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse mit, und es kommt darauf an, diese bei sich selbst zu erkennen.
Welche Strategien helfen kurzfristig, zum Beispiel bei akutem Stress, und was lohnt sich langfristig für eine dauerhafte Aufhellung der Stimmung?
Kurzfristig würde ich sagen: Morgens an die frische Luft und eine halbe Stunde Licht tanken hilft bei der Energie. Kalte Dusche hilft sofort, noch mehr aber ein kaltes Bad. Bewegung hilft akut, insbesondere, wenn man dabei etwas ins Schwitzen kommt. Sauna hilft akut, vor allem abends, da hilft es dann auch wiederum beim Einschlafen. Eher langfristig sind Dinge wie Meditation oder die Aneignung einer „stoischen“ Gelassenheit, wie ich sie ja auch beschreibe. Also, dass man sich dessen bewusst wird, was man im Leben beeinflussen kann und was nicht. Das erfordert einfach Zeit, um sich daran zu gewöhnen. Später aber kann dann eine Meditationssitzung zum Beispiel auch akut helfen. Ernährung wirkt tendenziell eher langfristig, von einigen Ausnahmen abgesehen, wie etwa Kaffee.
Was für eine Rolle spielt die Ernährung für die Psyche? Kann uns das richtige Essen tatsächlich aus einem Stimmungstief holen?
Es gibt tatsächlich Befunde, die zeigen, dass auch Ernährung eine Rolle bei der Stimmung spielt. Zum Beispiel hat man in mehreren Experimenten zumindest einem Teil depressiver Menschen mit einer Mittelmeerkost gut helfen können. Auch bei Menschen ohne Depressionen gibt es mehr Energie usw., wenn sie anfangen, sich etwas gesünder zu ernähren, also mit mehr Obst und Gemüse. Aber die Effekte auf die Psyche sind nicht von der Größenordnung wie man sie zum Beispiel typischerweise bei regelmäßiger Bewegung sieht.
Haben Sie noch einen Tipp für den Winter? Wie kommen wir psychisch stark und energiegeladen durch die dunkle Jahreszeit?
Gerade im Winter ist Licht wichtig. Entweder indem man morgens eine halbe Stunde einen Spaziergang macht und vielleicht auch tagsüber möglichst an einem größeren Fenster arbeitet, wenn das irgendwie geht. Oder zur Not kann man auch morgens mit einer Lichttherapielampe eine kleine Lichtdusche nehmen. Zweitens würde ich gerade jetzt auch zu kalten Duschen oder Bädern anregen. Warum? Weil sie einem die „Angst“ vor der Kälte nehmen. Bei einer kalten Dusche sagst du bewusst „ja“ zur Kälte, du suchst sie aktiv auf und kannst damit eine Abneigung gegen die Kälte überwinden. Im Grunde begrüßt man damit den Winter und heißt ihn willkommen.
© Mike Meyer
Bas Kast: Buchautor und Wissenschaftsjournalist
Zum Weiterlesen - Bas Kast „Kompass für die Seele“
Das Fazit neuester Studien zu Resilienz und innerer Stärke.
C. Bertelsmann Verlag, 255 Seiten, 24 Euro.
Auch als Geschenktipp für alle, die sich mehr Wohlbefinden und Ausgeglichenheit wünschen.
Lassen Sie sich persönlich in Ihrem Reformhaus® vor Ort beraten
Durch unsere geschultes Fachpersonal können wir Ihnen eine ausgiebige Beratung anbieten und ganz auf Ihre Bedürfnisse eingehen.
Finden Sie ein Reformhaus® in Ihrer NäheAutor:in: Redaktion