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Gesund durch Handauflegen

Alternative Behandlungsmethoden immer beliebter

© Alexander / Fotolia

Osteopathie und Cranio-Sacral-Therapie. Reiki, Jin Shin Jyutsu und Therapeutic Touch. Das Heilen und die Stärkung des Immunsystems mittels sanfter Berührungen werden immer beliebter. Wie und weshalb die zum Teil uralten Methoden uns so guttun, lässt sich inzwischen auch medizinisch erklären. 

"Danke, endlich sind die Schmerzen weg, die ich so lange hatte. Ich glaube, Sie können zaubern!“ Solche Sätze hört die Hamburger Physiotherapeutin, Heilpraktikerin und Osteopathin Heidi Polzin (52) oft von Patienten. Denn nicht nur das Ergebnis begeistert, es ist auch die sanfte Art medizinischer Behandlung. Ob Kopf- oder Rückenschmerzen, Magen- oder Darmprobleme, Heidi Polzin legt ihre Hände an verschiedenen Stellen des Körpers auf und lässt sie da eine Zeit liegen. So behutsam, dass die Patienten auf der Liege es kaum spüren. Und doch fühlen sich alle nach einer Behandlung super entspannt und erfrischt. Wie das? „Wir Osteopathen gehen davon aus, dass alle Strukturen und Gewebe im Körper miteinander verbunden sind. Knochen und Faszien, Gelenke und Organe. Und damit sich ein Mensch gesund und fit fühlt, müssen alle diese Strukturen gut zusammenarbeiten“, erklärt Heidi Polzin ihren ganzheitlichen Ansatz. Gibt es nun eine Blockade oder einen Krankheitsherd im Körper, gerät das Gleichgewicht aller Strukturen ins Schwanken. Für Heidi Polzin geht es dann darum, die Ursache einer Störung zu finden, zu behandeln und möglichst zu beseitigen. Kommt ein Patient zu ihr, nimmt sie ihn zunächst visuell wahr und danach mit den Händen, Berufserfahrung und anatomisches Wissen helfen ihr dabei. „Wenn ich mit meinen Händen an eine bestimmte Körperstelle gehe und fühle, ob da was im Argen liegt, muss ich wissen: Welches Organ liegt da? Welches Gefäß? Welche Nerven und -abzweigungen? Was liegt daneben und darunter? Denn nur mit diesem Wissen kann ich effektiv behandeln.“

Auch in der Schulmedizin werden die alten Methoden populär

Im Fokus der Behandlung steht dabei die sogenannte Cranio-Sacral-Therapie, eines von drei Teilgebieten der Osteopathie: Im Schädel (Cranium) befindet sich das Gehirn, das sich als Rückenmark im Wirbelkanal fortsetzt. Es ist vom Liquor (Rückenmarks-und Gehirnflüssigkeit) umgeben, der im Takt von sechs bis zwölf Mal pro Minute pulsiert und sich mittels der Hände erspüren lässt. Bei Störungen im Körper stottert oder versickert er. Durch die Handgriffe kann Heidi Polzin nun überall am Körper Spannungen lösen, dadurch Stoffwechsel und Selbstheilungskräfte anregen und eben auch den Puls wieder in seinen Takt bringen.

Ende der 70er-Jahre entdeckte der US-amerikanische Chirurg und Osteopath John Upledger (1932 - 2012) den vom normalen Puls getrennten „zweiten Pulsschlag“ und entwickelte die sanfte Methode, die Heidi Polzin und ihre Kollegen anbieten. Osteopathie und Cranio-Sacral-Therapie sind noch junge Verfahren – das Heilen durch Handauflegen aber begleitet die Menschheit seit Urzeiten. In Höhlen entdeckten Forscher Zeichnungen mit entsprechenden Darstellungen, die vermutlich 15.000 Jahre alt sind! Auch gibt es in quasi allen Kulturen überlieferte Legenden von spontanen Wunderheilungen und in der Bibel verspricht das Auflegen der Hand neben Heilung auch göttlichen Segen.

In Zeiten, in denen alternative Behandlungsmethoden zunehmend die Schulmedizin ergänzen, werden auch diese alten Methoden wieder populär. Dazu gehört das aus Japan stammende Reiki (sprich „Ree-ki“). Neu entdeckt wurde es von dem Mönch Usui Mikao (1865 - 1926) und über dessen Schüler global verbreitet. Auch beim Reiki liegt der Klient bekleidet auf einer Liege und der Behandelnde legt seine Hände an verschiedenen Körperstellen auf oder hält sie knapp über den Körper. Viele Menschen spüren dabei Wärme. Für die Reiki-Philosophie ist dies das Zeichen von „universeller Energie“ – nichts anderes bedeutet „Reiki“. Hier nimmt man an, dass in einem gesunden Körper die Energie frei fließen kann. Wenn aber die Energie blockiert wird, etwa durch inneren oder äußeren Stress, entstehen Stauungen, Blockaden, ja Krankheiten. Die Behandlung soll den Energiefluss wieder anregen und dadurch eine Selbstheilung bewirken. Der Reiki-Gebende sieht sich als „Kanal“, durch den die universelle Energie fließen kann. Gemäß der Reiki-Philosophie besitzt übrigens jeder Mensch die Gabe, sich selbst und andere zu heilen. Er muss aber dazu zuvor von einem Reiki-Meister rituell eingeweiht werden. 

Die Behandlungen sollen den Energiefluss im Körper anregen

Eine weitere Methode ist das Jin Shin Jyutsu – eine gleichfalls aus Japan stammende weitere Variante des Handauflegens. Übersetzt bedeutet es in etwa „die Kunst des Schöpfers durch den mitfühlenden Menschen“ (Jin = Mensch, Shin = Schöpfer, Jyutsu = Kunst). Auch diese Methode scheint auf uralte überlieferte Traditionen zurückzugehen; sie wurde im 20. Jahrhundert von Jiro Murai (1886 - 1960) aufgrund eigener Erfahrungen und Studien neu belebt und durch dessen Schülerin Mary Burmeister dann im Westen bekannt.

Auch Jin Shin Jyutsu geht von einem dichten Netz aus Energiebahnen im Körper aus, den Meridianen. Auf denen sollen insgesamt 26 Schlüsselpunkte liegen, die sogenannten „Sicherheits-Energieschlösser“. Bei zu viel Stress und Druck im Innen oder Außen verschließen sich die Schlösser, der Mensch entwickelt Beschwerden oder Krankheiten – Rückenschmerzen, Bandscheibenvorfälle, Erschöpfung, Herzprobleme, Rheuma und Co. Durch Handauflegen des Therapeuten an den Sicherheitsschlössern sollen diese geöffnet werden, sodass die Energien wieder ungehindert fließen können, und wie beim Reiki ist auch hier eine Selbstbehandlung möglich.

© Alexander / Fotolia

Eine vierte, noch relativ junge Methode ist Therapeutic Touch. Sie stammt nicht aus Asien, sondern aus dem Westen, genauer: aus Krankenhäusern in den USA und wurde dort in den 80er-Jahren von den zwei Pflegeprofessorinnen Dolores Krieger und Dora van Gelder Kunz entwickelt. Ihr Ziel war es, damit Ängste, Schmerzen und Stress der Patienten vor oder nach einer OP zu lindern. In den Niederlanden gehört Therapeutic Touch, kurz TT heute zur Pflegeausbildung. Wie das Reiki zählt es zu den „Energie lenkenden Behandlungen“, verzichtet dabei aber auf einen spirituellen Überbau. Doch wie im Reiki nutzt der Therapeut die ihm eigenen energetischen Kräfte, indem er seine Handflächen über den Körper des Patienten führt. 

Handauflegen berührt alle Sinne und stärkt so die Immunabwehr

Handauflegen, wenn auch in einem erweiterten Sinn, praktiziert man auch im Shiatsu. Es setzt sich aus den zwei Wörtern „shi“ (Finger) und „atsu“ (Druck) zusammen. Wie generell in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) geht es hier ebenfalls um die Lebensenergie „Qi“, die im Körper entlang der Meridiane und Chakren und durch alle Organe fließt. Jeder Meridian ist mit Punkten auf der Haut verbunden, die „gedrückt“ werden. Diese Punkte kennt man auch in Akupunktur oder Akupressur. Das Drücken soll den Energiefluss ankurbeln, das Gewebe lockern und zudem schmerzlindernde körpereigene Substanzen freisetzen.

Ob asiatisch oder westlich orientiert, ob überliefert oder relativ neu – die Grundannahmen der Methoden sind nahezu identisch. Sie lauten: 1. Der menschliche Körper ist ein Wunderwerk, in dem alles mit allem zusammenhängt. 2. Durch ihn fließt Energie, die blockiert sein kann. 3. Diese Blockaden gilt es zu lösen. 4. Durch neue Energiezufuhr werden die Selbstheilungskräfte gestärkt, sprich das Immunsystem.

Wie richtig diese zum Teil jahrtausendealten Vermutungen sind, lässt sich dank der bildgebenden Verfahren in der Hirnforschung seit einigen Jahren endlich auch wissenschaftlich belegen. Heute weiß man: Alle Zellen unseres Körpers stehen mit unserem Gehirn unentwegt in Kontakt und verändern sich laufend – ein Leben lang. Durch neue positive Erfahrungen wie das Handauflegen können daher „Altlasten“ quasi überschrieben werden, also auch jene, die uns zuvor krank gemacht haben. Und noch etwas hat die Hirnforschung entdeckt: Wir Menschen sind extrem auf Nähe gepolt. In dem Teil des Gehirns, der für Gefühle zuständig ist, sitzen neuronale Netze und befeuern biologische Signale, wenn wir kommunizieren. Und diese sogenannten „Spiegelneuronen“ zeigen, dass wir Begegnung und Nähe, Vertrauen und Berührung ebenso nötig brauchen wie Wasser und Nahrung.

Anders gesagt: Behutsam und liebevoll berührt zu werden tut uns Menschen einfach gut! Verfahren wie die Osteopathie und Reiki, Yin Shin Jyutsu oder Therapeutic Touch funktionieren daher zwar zunächst einmal auf der körperlichen Ebene, wirken aber ebenso in tiefe Seelenschichten hinein. Denn Handauflegen berührt all unsere Sinne und fördert so den Ausstoß von Glückshormonen wie Dopamin und Serotonin. Die wiederum stärken nachweislich unsere Immunabwehr – und damit eben auch unsere Gesundheit.

Noch mehr Infos zu diesen Methoden finden Sie auf diesen Websites:

• Osteopathie: www.osteopathie.de
• Cranio-Sacral-Therapie: www.upledger.de
• Reiki: www.proreiki.de
• Jin Shin Jyutsu: www.jinshinjyutsu.com
• Therapeutic Touch: www.therapeutic-touch-deutschland.de
• Shiatsu: www.shiatsu.com
• Heidi Polzin: www.physiothea.de

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Autor:in: Redaktion