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Mindful eating

Ohne Diät zum Wunschgewicht

© evgenyatamanenko / istockphoto.com

Ohne Diät zum Wunschgewicht – das gelingt, wenn wir bewusst essen und auf die Signale unseres Körpers hören. Er sagt uns deutlich, was er braucht.

Hand aufs Herz, oder besser: auf den Magen. Wie die meisten Menschen in den Teilen der Welt, in denen Essen stets ausreichend zur Verfügung ist, haben Sie in den letzten Stunden vermutlich etwas gegessen. Und ehrlich: Können Sie sich hundertprozentig daran erinnern, was genau Sie zu sich genommen haben? Falls nicht, ist diese Erinnerungslücke der allgemeinen, häufig beruflich erforderlichen Lebens- und Arbeitsweise geschuldet. Wir erledigen Aufgaben am PC und Telefon, sitzen in Konferenzen, fahren Auto, kümmern uns um den Haushalt, lesen, sehen fern, gehen mit dem Hund Gassi, surfen im Internet … – und essen nebenbei. Schnell, schnell, Hauptsache, der knurrende Magen hat erst mal was zu tun. 

„Wir sind uns nicht ganz bewusst, was wir essen“, so Dr. Lilian Cheung von der Harvard School of Public Health, und sagte für die USA voraus, dass dieses „bewusstlose Essen“ zur Adipositas-Epidemie und anderen Gesundheitsproblemen beitragen kann. Aus dieser Erkenntnis entwickelte sich das Konzept des „mindful eating“. 

Es basiert auf dem Prinzip der Achtsamkeit. Ganz im Moment sein, jeden Bissen wahrnehmen, Geruch, Farbe, Geschmack, Temperatur. Aber das Konzept des „mindful eating“ geht, so Dr. Cheung, über das persönliche Erleben hinaus: „Es umfasst auch das Bewusstsein dafür, wie das, was Sie essen, die Welt beeinflusst.“ Deshalb schmeckt eine pflanzenbasierte Kost aus regionalem, kontrolliert biologischem Anbau doppelt gut! Früchte und Gemüse, Nüsse und Getreide aus dem Reformhaus®, dazu aktuell Wintergemüse und Salate vom Balkon oder aus dem Garten, und Fermentiertes und Eingemachtes – einfach köstlich! Auf diese Weise bewusst zu essen, lässt die Pfunde schmelzen. Denn je mehr Aufmerksamkeit wir unserem Essen schenken, desto weniger Lust verspüren wir auf ungesunde, zuckerhaltige, hochindustriell verarbeitete und in der Regel hochkalorische Produkte.

Eng verknüpft ist das Konzept des „mindful eating“ mit dem intuitiven Essen. Das heißt: Die Signale unseres Körpers wahrnehmen, darauf vertrauen und entsprechend handeln. Klingt einleuchtend. Ihr Organismus braucht Zink? Alles klar: der Körper schickt Ihnen Appetit auf Nüsse. Vitamin C gefällig? Kein Wunder, dass sie Lust auf Orangen haben. Ein geniales System, das die Natur sich für uns ausgedacht hat. Wir haben es indes verlernt, uns danach zu richten. Warum? „Weil wir das Überangebot an Nahrung ständig vor der Nase haben, dadurch zu viel und zu oft essen und es gar nicht mehr zu diesen wichtigen körperlichen Signalen kommt“, erklärt Professorin Marion Kiechle, Inhaberin des Lehrstuhls für Frauenheilkunde und Geburtshilfe an der Technischen Universität München und Direktorin der Frauenklinik am Münchner Universitätsklinikum rechts der Isar. 

© Rido / stock.adobe.com

Wir haben gelernt, aufzuessen, was auf dem Teller liegt, brav zu sein, damit wir einen Nachtisch bekommen, die Signale unseres Körpers als Einbildung abzutun und das zu essen, was Verbote und Gebote, Diäten und Versprechungen uns erlauben. Kiechle: „Bezüglich des Essens beeinflussen uns im Alltag überwiegend unsere Gedanken und Gefühle, nicht der Instinkt.“ 

Doch der Einzige, der wirklich weiß, was er braucht, ist nun einmal unser Körper. Um seine Botschaften wieder verstehen zu lernen, können wir zwei sehr kompetente Berater fragen: das Bauch- und das Herzgehirn. Das Kopfgehirn mit seiner sehr dominanten rationalen Seite, die ständig alles besser weiß, lassen wir außen vor. Stattdessen wenden wir uns an unser Herz und den Bauch mit seinem Geflecht aus Millionen Nervenzellen. Beide gelten als Sitz des intuitiven Wissens, das über die erlernten, im Kopf gespeicherten Muster weit hinausgeht. Haben wir Appetit auf bestimmte Speisen, legen wir nacheinander die Hände auf Herz und Bauch und fragen, ob unser Körper dies jetzt braucht. Lautet die Antwort NEIN! fällt es viel leichter, darauf zu verzichten, weil wir im Einklang mit uns handeln. Lautet die Antwort dagegen JA sagen wir: Guten Appetit! Sich derart achtsam zu ernähren, hat drei Effekte: das Essen schmeckt besser, wir sind schneller satt und essen weniger. Und verlieren automatisch und ohne Diät überflüssige Pfunde.

Gut versorgt – Worauf Sie in der zweiten Lebenshälfte besonders achten sollten

Überlegen wir mal: Wie häufig haben wir Männer davon reden hören, unzufrieden mit ihrer Silhouette zu sein, dringend abnehmen zu müssen, wenn bloß die leckeren Versuchungen nicht wären? Eher selten. Es scheint, als hätten Essen, die Ernährung und Diäten vor allem für Frauen eine zentrale Bedeutung.

Wir fragten Professorin Marion Kiechle, Direktorin der Frauenklinik im Universitätsklinikum rechts der Isar in München:

Reformhaus® Magazin: Prof. Kiechle, stimmt dieser Eindruck und falls ja, warum ist das so? 

Prof. Marion Kiechle: Frauen achten mehr auf ihr Aussehen und die Figur, die sie optimieren und hier und da ein paar ,Kilochen‘ abnehmen wollen. Er kann schon mal eine kleine Wampe haben, das ist okay… Männer sind nicht so selbstkritisch wie Frauen, die viel kritischer mit sich umgehen, sich mit anderen vergleichen, und denen es stinkt, dass sie mit 20 Kleidergröße 36 hatten, und jetzt, mit 40, Kleidergröße 42. Außerdem sind Frauen gesundheitsbewusster als Männer.

Prof. Marion Kiechle, Direktorin der Frauenklinik im Universitätsklinikum rechts der Isar in München

Gibt es besonders sensible Zeiten im weiblichen Dasein, die eine Gewichtszunahme und Veränderung der Figur nach sich ziehen? 

Viele Frauen nutzen die Schwangerschaft, um für zwei zu essen, was Quatsch ist. Man hat zwar einen Mehrbedarf an gewissen Vitaminen, an Jod, aber nur einen unwesentlichen Mehrbedarf an Kalorien. Natürlich ist eine Schwangerschaft insgesamt ein hochkalorischer Akt, aber die Natur hat es schon so eingerichtet, dass nur wenn genügend Fettgewebe vorhanden ist, die Frau auch schwanger wird, und die Fettdepots, die sie hat, reichen für die Schwangerschaft aus. Die zweite sensible Zeit ist das zunehmende Alter. Viele Frauen nutzen Wechseljahre und Menopause als Alibi: Die Hormonveränderungen sind schuld, ich werde dicker und kann nichts dagegen tun. Das ist absoluter Käse! Ursache der Gewichtszunahme ist, dass Frauen trotz des zunehmenden Alters genauso viel essen, wie früher. Doch der Stoffwechsel funktioniert nicht mehr so gut, eine 60-Jährige braucht 500 Kilokalorien weniger als eine 20-Jährige. Das ist eine Tafel Schokolade. Wenn man darauf nicht achtet, nimmt man zu.

Wie können Frauen einer Gewichtszunahme dauerhaft und gesund entgegenwirken? 

Viele Frauen machen den Fehler, zu wenig Proteine (z. B. Hülsenfrüchte, Mandeln, Nüsse, Hafer, d. Red.) zu sich zu nehmen. Die sind nicht nur wichtig für unsere Muskeln, sie haben auch im Vergleich zum Fett relativ wenige Kalorien und sie machen satt. Kartoffeln, Reis, Nudeln, sättigen auch, aber die eigentlichen Sattmacher sind die Eiweiße. Sie halten uns lange satt, sodass zwischendurch kein Heißhunger aufkommt. Was man auf keinen Fall machen sollte, ist dieses Snacken zwischendurch. Das ist der absolute Figur-Killer.

Welche Bedeutung besitzt der Sport dabei? Genügt es, sich im Alltag regelmäßig zu bewegen, z. B. Treppen zu steigen? 

Alltagsaktivitäten genügen. Nur wenn ich einen schön gebauten Körper haben will, dann komme ich nicht umhin, auch Muskeln zu trainieren. Yoga, vor allem Power-Yoga ist gut für die Muskeln, Pilates für die Tiefenmuskulatur und eben Muskeltraining an Geräten.

Autor:in: Karin Stahlhut